Ihr Lieben, erst kürzlich habe ich Euch davon berichtet, dass mich vor einigen Jahren ein Erlebnis im Urlaub sehr ergriffen hat. Es ist kurz vor den Pfingstferien in Bayern und gerade kommen Erinnerungen an den letzten Sommer hoch. Von meinem damaligen Erlebnis am Strand möchte ich Euch heute berichten.
Wir waren letztes Jahr in einem sehr schönen Hotel, das sowohl Kindern, als auch Erwachsenen sehr viel bot. Das Essen war ausgezeichnet, für Kinder gab es ein extra Buffet, die Lage des Hotels wunderschön und das Wetter ein Traum.
Also die besten Voraussetzungen für einen wundervollen Urlaub. Wenn alle gut drauf und gesund sind, natürlich. Wir genossen es in vollen Zügen, auch wenn unsere Dusche- einziges Manko- leider tagsüber einen unangenehmen Geruch verströmte. Das Hotel kümmerte sich rührend um das Problem und so konnten wir den Urlaub in vollen Zügen genießen.
Als ich mal mit Mann, aber ohne Kinder geruhsam am Strand lag; die Jungs waren im Fußballtraining – mit echten Serie A Trainern:-)- kam eine andere Familie mit einem kleinen Sohn an den Strand. Die Familie musste direkt an unserer Liege vorbei, also bekam ich die ganze Geschichte mit. Der kleine Junge, vermutlich war er 2 Jahre alt, hatte keine Sandalen an, alle anderen Familienangehörigen hatten Badelatschen. Es war schon Nachmittag und der Sand relativ heiß. Ich selbst leide furchtbar, wenn ich keine Schlappen an habe, so heiß empfinde ich den Sand. ich hatte also vollstes Verständnis mit dem kleinen Mann, der anfing zu weinen und seinem Papa sagte, der Sand ist so heiß. Ihr glaubt mir nicht, was er antwortete: Ach was, Vittorio, das bildest Du Dir ein, der ist überhaupt nicht heiß.
Äh, wie bitte ?!?!
War das sein Ernst….? Ja, vollkommen, denn er zog das Kind ziemlich ruppig hinter sich her. Nach einiger Zeit erreichten sie den nassen Teil des Strandes am Wasser und vergessen war die Thematik.
Einen Tag später kam die Familie wieder zum Strand, wir waren als the good German schon da:-) Dieses Mal blieb Vittorio (oder wie auch immer der Junge hieß) stehen und weigerte sich auch nur einen Schritt vom Gehweg an den Strand zu gehen. Ihr glaubt nicht, was für ein Aufstand dann ausbrach. Die Mutter beschimpfte ihren Sohn, ließ ihn letztlich stehen, mit den Worten, dann gehe ich eben allein und das Kind brüllte wie am Spieß.
Es wurden nicht nur seine Gefühle komplett ignoriert, sondern er wurde in seiner Verzweiflung auch noch verlassen! Ich muss Euch sagen, mir blieb die Luft weg und ich sagte zu meinem Mann, da geh ich jetzt hin. Leider, sage ich heute, hielt er mich davon ab, das gehe mich nichts an und ich unternahm nichts. Heute habe ich mir fest vorgenommen, dass das beim nächsten Ereignis ähnlicher Art nicht als Ausrede gilt. Oder was meint Ihr, soll man einem verzweifelten Kind nicht helfen? Was ist wichtiger, sich „vornehm“ zurückzuhalten und nicht einmischen. Man kann der Mutter doch sagen, dass das Kind vermutlich Angst vor dem heißen Sand hat, weil es keine Schuhe an hat?
Die Szene steigerte sich aber sogar noch. Denn nachdem die Eltern ihre Liegen am Stand eingenommen hatten -das Kind weinte für jedermann gut hörbar weiterhin- ließen sie den ganzen Strand an ihrer Auffassung ihres „schrecklichen“ Kindes teilhaben. Fast buhlten sie um Anerkennung, wie schwer sie es mit SO einem Kind hätten. Er ärgert uns immer so, sagten sie ganz bewusst laut, damit alle- auch er- es hören konnten. Er führt sich immer so auf und wir schämen uns so für sein Verhalten. Verziehen Sie bitte. Das macht er mit Absicht, um uns zu blamieren. Er provoziert uns….. Ich schreibe lieber nicht weiter…..
Glaubt mir, ich hab mir dieses Erlebnis am Strand nicht ausgedacht und wie auch schon bei dem Erlebnis mit dem Vater, der seine Kinder verschenken wollte, habe ich kein Detail vergessen, Es hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt.
Ich spreche hier von Menschen, die gebildet sind, finanziell unabhängig und gute Manieren haben. Aber wie um Himmels willen kommen sie auf diese bescheuerte (entschuldigt den Ausdruck) Idee, das Kind provoziere sie absichtlich! Ganz offensichtlich hat Herzenswärme nichts mit den eben genannten Attributen eines „guten Hauses“ zu tun. Wie kann man nur so in einer Welt gefangen sein, die es einem nicht erlaubt, mit dem ganzen Herzen hinzuschauen. Es wäre in diesem Fall wirklich nicht schwierig gewesen.
Ihr Lieben, schreibt mir doch, wie Ihr mit solchen Situationen umgeht, oder umgehen würdet. Erlebt Ihr so etwas auch? Sehe ich Gespenster? Manchmal habe ich das Gefühl, ich ziehe solche Ereignisse wie ein Magnet an. Von einer anderen Episode werde ich in einem der kommenden Blogbeiträge mal berichten.
Aber warum steht auch von den anderen Erwachsenen niemand auf? Sind viele schon so sehr abgestumpft, dass sie ein weinendes Kind nichts angeht?
Alles Liebe, Giulia