Ihr Lieben, eine Sache, die mir sehr am Herzen liegt, ist das so genannte Emotionscoaching. Bevor ich selbst Kinder hatte, sagte mir das Wort überhaupt nichts. In meinem Augen zu spät, habe ich überhaupt davon erfahren. Meines Erachtens sollten alle Eltern eine Pflichtkurs hierzu besuchen, bevor Kinder auf die Welt kommen.
Worum geht es genau bei Emotionscoaching?
Kinder können mit ihren Gefühlen (Emotionen) noch nicht umgehen und brauchen unsere Hilfe, die eigenen Gefühle kennen und benennen zu lernen. Alles im Leben muss erlernt werden, so auch, was Gefühle mit einem machen.
Stellen wir uns zum Beispiel ein Kleinkind vor, dass schon voller Tatendrang vieles alleine machen will. So versucht es morgens mit einem kräftigen „Selbst!“, dass es seine Schuhe allein zubinden möchte. Ein Ausdruck der Selbstständigkeit, die für die Entwicklung so wichtig ist. Viel zu häufig aber übersehen wir Eltern das, weil wir es z.B. eilig haben. Leider sind die Fingerchen noch zu klein und die Feinmotorik noch nicht so erfolgreich. Wir müssen aber zügig das Haus verlassen, schließlich wartet das Büro….. Also greifen wir „schnell“ ein und binden dem Kind die Schuhe zu. Vermeintlich aus heiterem Himmel folgt unserer gut gemeinten Hilfe dann ein Trotzanfall vom Feinsten. Das Kind schreit und ist wütend! Wir ärgern uns womöglich, jetzt nicht pünktlich aus dem Haus zu kommen und sind auf 180. Jetzt losschimpfen?
Nein, Emotionscoaching ist jetzt das Mittel der Wahl:
Wie funktioniert das Emotionscoaching?
Am besten begebe ich mich im obigen Beispiel auf Augenhöhe des Kindes und spreche ruhig mit ihm und beschreibe die Situation aus seinen Augen. „Bekommst Du den Schuh nicht zu? Mensch, das ist aber ärgerlich. Dabei würdest Du das schon so gern alleine machen. Jetzt bist Du bestimmt sehr wütend, dass ich Dir dabei helfen wollte.“ Ihr werdet sehen, wenn das Kind hört, dass die eigenen Gefühle benannt werden und damit bewiesenermaßen von den Eltern gesehen werden, entspannt es sich augenblicklich. Man kann häufig feststellen, wie es erleichtert ausatmet und ruhiger wird. Erst jetzt kann man eine Lösung des Problems vorstellen. Das Kind ist erst JETZT aufnahmefähig. Wenn Kinder größer sind, sollte man keine Lösung vorgeben, sondern ihnen helfen, selbst eine Lösung zu finden.
Als Eltern müssen wir uns vergegenwärtigen, dass auch unsere Kinder berechtigt sind, ihre Gefühle zu haben. Wir haben darauf keinen Einfluss. Um zu lernen, wie sie mit diesen Gefühlen umgehen können, brauchen sie uns als Coach. Bis ein Mensch seine Gefühle selbst erkennen kann, muss er sehr viel größer werden. Erst ab ca. 8 Jahren können Kinder auch die eigenen Emotionen mit möglichen Konflikten anderer ins Verhältnis zu setzen und zwischen den Gefühlen schwanken. Erst mit der Zeit lernen Kinder, dass sie verschiedene Gefühle haben können. Zuvor sind sie nur verunsichert, woher diese überwältigenden Emotionen kommen und wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen. Sie sind sprichwörtlich hilflos ihren Gefühlen ausgeliefert. Hierbei können nur wir Erwachsene ihnen helfen! Indem wir die Gefühle benennen und sehen, was wirklich vor sich geht.
An folgendem Gegenbeispiel möchte ich Euch die negative Wirkung eines fehlende Emotionscoachings zeigen: Ein Kind fällt hin, tut sich weh und weint. Die Mutter meint es gut und sagt „ach das tut doch nicht weh!“ Wer von uns hätte nicht schon einmal so reagiert? Aber haben wir uns schon einmal gefragt, wie es dem Kind dabei geht? Vermutlich denkt es:
- Mit mir muss etwas nicht stimmen, denn Mama sagt, es tut nicht weh.
- Niemand sieht meine Gefühle, also nimmt man mich nicht ernst.
- Wenn niemand meine Gefühle sieht, brauche ich sie auch keinem zu zeigen
- Ich darf meine Gefühle nicht zeigen.
Diese Erkenntnis wünsche ich keinem Kind. Ich selbst nehme seit dieser Erkenntnis sehr ernst und versuche darauf zu achten.
Dennoch darf folgendes nicht verwechselt werden: das Kinder ihre Gefühle haben, bedeutet nicht, dass daraus jedes Verhalten erfolgen kann. Heißt: ich bin wütend und schmeiße mit einem Spielzeug, geht nicht!
Verbunden mit dem Emotionscoaching geht einher, dass das Kind lernt, das Gefühl in die richtige Bahn zu lenken. Mit dem Fuß aufstampfen und dabei sagen „das ärgert mich“, macht dem Gefühl bereits Luft und ist erlaubt.
Folgenden Satz könnt Ihr Euch als Reminder einprägen: JEDES GEFÜHL IST ERLAUBT, NICHT JEDES VERHALTEN.
Ich möchte Euch dazu ermuntern, das auszuprobieren. Sicherlich schafft man das nicht immer, daran zu denken, wer ist schon ein Heiliger. Aber immer öfter ist auch gut.
Zur Emotion Trauer und Sorge findet Ihr hier einen Blogpost für Euch.
In diesem Sinne wünsche ich Euch eine gute Zeit mit Euren Kids,
Giulia
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