Ihr Lieben, letzte Woche habe ich Euch von einem Elternabend berichtet und was ich von dort für mich (und vielleicht auch für Euch) mitgenommen habe. Eine Sache habe ich Euch aber noch nicht berichtet und dabei ging es darum, wie Eltern sich verhalten sollen, wenn ihr Kind sie nervt.
Als Mutter kann ich verstehen, wenn jemand vom Verhalten des Kindes genervt ist, denn auch das Leben mit Kindern ist kein Wunschkonzert. Vielleicht ist man genervt, weil man selbst sehr angespannt ist, im Stress oder gerade andere Sorgen hat. Aber ich bin mir sicher, das Kind nervt selbst niemals mit Absicht!
Worum ging es eigentlich?
Im diskutierten Fall ging es darum, dass ein Kind abends immer wieder, wenn es Zeit zum Essen ist, einen „Anfall“ bekäme, der die ganze Familie terrorisieren würde. Das Kind würde dann immer etwas Besonderes essen wollen, das (so der Fall) sonntags nie zu kaufen sei, weil die Geschäfte geschlossen seinen.
Die Mutter sagte also immer, das habe sie aber nicht und das Kind steigerte sich immer mehr hinein, dass es das gewünschte Essen nicht gab. Es weinte immer mehr, wurde immer verzweifelter, beharrte immer lautstarker auf seinem Wunsch und diese Spirale fand kein Ende.
Wie geht man mit so einer Situation um, wie verhält man sich als Eltern, wenn man so hilflos ist, weil das Kind nach etwas verlangt, das man nicht erfüllen kann. Die Eltern waren von diesen Anfällen sehr genervt.
Was ist die Lösung, wenn mich mein Kind nervt?
In der Runde beim Elternabend fand man, dass beste Mittel in so einer Situation sei, das nervende Kind einfach stehen zu lassen, das Zimmer (oder sogar das Haus!) zu verlassen. Und zu warten, bis es sich wieder beruhigen würde. Es würde dann von selbst merken, dass man sich nicht so aufführen kann. Man soll dann wieder kommen und nicht mehr davon sprechen.
Ich muss Euch sagen, ich war total geschockt und fragte mich, ob ich die Einzige im Raum sei, die hoffte, der Ratschlag sei ein Test an uns Eltern gewesen. Ein Scherz, eine Falle. Aber auf meine Frage, ob das Kind sich in dieser Situation nicht verlassen fühlte (psychisch und physisch) und so die Situation noch dramatischer würde, erntete ich kein Verständnis.
Das sollte ernsthaft die Lösung sein, weggehen und mein Kind sich seinen Gefühlen und der Situation selbst überlassen? Ich bohrte nach und äußerte meine Bedenken, aber alle Eltern und sogar die Organisatoren des Abends waren sich einig, dass das Kind die Eltern provozieren würde. Da müsse man zu drastischen Maßnahmen greifen. Ich fand das unglaublich traurig!
Ich glaube das nicht
Keiner sah das Kind. Keiner sah, dass es sich (für mich!) offensichtlich mit irgendetwas schwer tat. Ich vermute, es wollte den Sonntagabend (mir war der Tag in der Schilderung gleich aufgefallen) verlängern. Warum am Sonntag?
Vielleicht hatte es Angst vor der Schule, dem Montag, vielleicht sah es dann unter der Woche die Eltern weniger, weil sie viel arbeiten müssten, vielleicht ärgerte ein anderes Kind es in der Schule, vielleicht hatte es Probleme in der Schule, ….. und mir fallen auch noch viele andere Gründe ein.
Niemand hatte versucht, mit dem Kind in Ruhe, vielleicht an einem Dienstag, zu sprechen, was am Sonntag immer los sei? Wovor es sich fürchte, was es beschäftige? Stattdessen wurde dem Kind die Schuld geben. Es zeigte ein unerwünschtes Verhalten, also müsse es lernen, dieses Verhalten abzustellen. Das ist doch total ungerecht! Wie kann es ein Verhalten abstellen, wenn es keine Hilfe bekommt, die damit verbundene Emotion zu verarbeiten. Und als Krönung wird es auch noch allein gelassen!!!! Was soll das arme kleine Herz dabei lernen? Dass es aufrichtig geliebt wird? Dass seine Eltern immer für es da sind?
Ich kann mich ehrlich gesagt gar nicht beruhigen, auch eine Woche später nicht. Das ist für mich einfach nur grausam. Es ist für mich ausgeschlossen, dass das Kind so ein Theater macht, um die Eltern absichtlich zu ärgern. Ich glaube das einfach nicht und lasse mir das auch nicht einreden! Kann jemand von Euch sich vielleicht erinnern, seine Eltern als Kind absichtlich geärgert zu haben?
Wenn Kinder so wären, müssten wir das doch auch so gemacht haben. Haben wir aber nicht.
Kinder müssen lernen mit ihren Sorgen, Emotionen und Nöten umzugehen. Dabei brauchen sie Eltern als verlässliche Stützen, gleichsam Felsen in der Brandung. Die ihnen helfen, das Auf und Ab des Meeres (der Vergleich gefällt mir gerade sehr gut:-)) besser ertragen zu können. Was sie nicht brauchen, sind Eltern, die wie im Wunschkonzert die Gefühle der Kinder bestimmen wollen.
Wie seht Ihr das? Ich hoffe, mit meiner Meinung nicht allein dazustehen. Wer von Euch sieht das vielleicht auch so? Lasst uns diese Haltung gemeinsam verbreiten und auch andere Eltern davon überzeugen, dass kein Kind nervt, weil es das so will.
Freue mich über Eure Kommentare, gerne auch die Weiterleitung meins Beitrages in Eurem Freundeskreis. Lasst uns gemeinsam versuchen mehr glückliche, statt frustrierte Kinder für die Welt von morgen ins Leben zu begleiten,
Alles Liebe, Giulia