Ihr Lieben, wie viele von Euch befinden sich auch im Dilemma der Vereinbarkeit von Familie und Beruf? In unserem Freundeskreis arbeiten fast alle Mütter, die meisten in Teilzeit. Häufig haben beide Eltern einen guten Job, den sie sich vor den Kindern „erarbeitet“ haben und Spaß an ihrem beruflichen Wirkungskreis. Mir geht es da nicht anders. Ich arbeite sehr gern, aber ich bin eben auch sehr gern bei meiner Familie. Aber beides gleichzeitig geht nicht, nur hintereinander.
Wie kann die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gelingen?
Zunächst bedeutet es in der Regel, dass die Kinder in eine Fremdbetreuung gehen. Fremdbetreuung! ich finde das Wort allein schon völlig unangebracht. Die Erfahrungen, die wir in den bisherigen Kindereinrichtungen sammeln durften, waren immer sehr liebevoll und das Wort „fremd“ käme mir dabei nie in den Sinn. Natürlich müssen beide Seiten sich erst kennen lernen, aber nach einer guten Eingewöhnungsphase, sind meine Jungs immer sehr gern in Krippe/Kindergarten gegangen. Sie haben dort nicht nur viele schöne Erinnerungen gesammelt, sondern auch viele Freundschaften geschlossen, die heute noch halten. Ein afrikanisches Sprichwort besagt, dass es eines ganzen Dorfes bedarf, um ein Kind groß zu ziehen, Mit dem Dorf sind alle Generationen gemeint. Also unsere, die der Großeltern und eben auch die, der Gleichaltrigen bzw. etwas ältere oder jüngere Kinder. Die Sozialkompetenzen, die Kinder in der Gemeinschaft mit anderen Kindern erlernen, sind für ihre Entwicklung enorm wichtig. Aber jeder muss für sich entscheiden, welche Betreuungsform für ihn in Frage kommt. Die Fremdbetreuung allein, ist aber nur die halbe Miete.
Fremdbetreuung, war das schon immer so?
Guckt man in die (fernere) Vergangenheit, gab es meiner Meinung nach auch noch nie eine „Eigenbetreuung“. Entweder war die Familie so zahlreich, dass die größeren Geschwister sich um die kleineren kümmerten, oder eine kinderlose Tante half mit, um im Haushalt mittleren zu können. Die Mütter gingen tagsüber Ihren Pflichten nach. Ich glaube nicht, dass das eine liebevollere Erziehung war. Liest man z.B. das Leben meiner Mutter, von Oskar Maria Graf, so fürchtet man sich vor so einer Kindheit eher. Erst in jüngerer Vergangenheit wurden die Familien deutlich kleiner und die Frau an den Herd verbannt,
Und heute?
Aber zurück in unsere Zeit. Viele berufstätige Mütter müssen sich für die Entscheidung Familie UND Beruf rechtfertigen und werden als Rabenmütter bezeichnet. Ein Wort, dass es übrigens nur auf Deutsch gibt. In Frankreich z.B. gibt es die ganze Diskussion gar nicht. Im Gegenteil, da tun mir die Mütter leid, die sich fürs Nichtarbeiten rechtfertigen müssen.
Abgesehen von der gesellschaftlichen Akzeptanz, stoßen Working Moms hier zulande häufig an die Grenzen des Machbaren, Sind alle gesund, läuft das morgens Bringen, Arbeiten, nachmittags Abholen und dann gemeinsam Zeit bis zu Abend verbringen, ganz gut. Aber wehe, es kommt etwas dazwischen. Da werden plötzlich eine kurzfristige Dienstreise, ein krankes Kind oder eine Krippenschließung zur Zerreißprobe. Da ist ein Netzwerk von Großeltern, Babysittern, Paten, etc. gefragt. Und glücklich ist, wer obendrein einen verständigen Arbeitgeber hat.
Verständige Arbeitgeber
Heute ist es schwieriger denn je, gut ausgebildete Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt zu finden. Daher ermöglichen es viele Arbeitgeber ihren Mitarbeiterinnen gern, nach der mutterschaftsbedingten Auszeit wieder zurückzukehren. Vor allem, da Frauen heute oft den gleichen Ausbildungsstand wie Männer haben. Im Job legen sie sich ordentlich ins Zeug und sind aufgrund der Doppelbelastung auch so gut organisiert, dass ich behaupte, sie schaffen die gleiche Arbeit in weniger Zeit. Und das mit mindestens gleich großer Erfolgsquote. Häufig verzichten sie dafür auf die Mittagspause, oder einen kurzen Schwatz mit den Kollegen. Aber das verkümmerte Social Life im Büro, kann ja wieder aufleben, wenn die Kinder größer sind.
Und die Väter?
Wie sieht es bei ihnen aus? Hier stelle ich leider fest, dass viele Chefs noch nicht begriffen haben, was die heutige Väter Generation braucht. Auch sie wollen von der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sprechen zu können. Sie haben sich Partnerinnen ausgesucht, mit denen sie sich gern auf Augenhöhe austauschen und in deren Berufstätigkeit unterstützen wollen. Genauso gern möchten sie den Kindern ein guter Vater sein, also wollen sie nicht erst spät abends nach Hause kommen. Doch leider herrscht in vielen Büros für Männer noch die Devise, das Leistung nach Anwesenheit und nicht nach Output bezahlt wird. In Zeiten des War for Talents, wie es in der Personalersprache heißt, werden sich diese barock geführten Unternehmen/Chefs noch umschauen. Das müssen wir Mamas dann oft ausbaden, denn wenn es „eng“ wird, geht SEIN Job meistens vor. Da kann man nur hoffen, dass die nächste Generation es (noch) leichter haben wird. Versuchen wir es ihnen so gut es geht vorzuleben.
In diesem Sinne,
Eure Giulia